Veranstaltungen in der Vergangenheit

Herausforderungen des Handelns nach Corona

Insolvenz 2016, Turnaround 2017, Corona 2020, Energiekrise 2022: Er könnte ein Buch über die letzten sieben Jahre schreiben, sagt Thomas Weckerlein, CEO der Rudolf WÖHRL SE, „das würde eine Mischung aus Tragödie, Komödie, Familien-Saga mit etwas Trash und Science Fiction“.

Beim EthikSalon der Initiative Zeit für Ethik hat er von seinen Erfahrungen berichtet, lebhaft, anschaulich, manchmal witzig, manchmal sehr nachdenklich. Hier einige Fragmente:

🎯 Klare strategische Ausrichtung. Bei Wöhrl hat man sich nach der Insolvenz konsequent fokussiert: Weniger Marken, keine Haut Couture, zunächst bewusst kein Online-Shop, sondern Präsenzhandel, ausgerichtet und zugeschnitten auf die qualitätsbewusste und gleichzeitig bodenständige Zielkundschaft.

❓ Nicht als allwissendes Management auftreten, sondern fragen und zuhören: „Ich habe hinterfragt, warum wir etwas machen. Die Antwort oft: ‚Weil irgendjemand es so angeordnet hat‘. Ich frage dann zurück: ‘Was würdest Du selbst vorschlagen?‘ – Da kamen Ideen, die uns wirklich vorangebracht haben“. Oder, wieder Weckerlein: „Als ich neu CEO war, hatte ich von manchen Prozessen nur wenig Ahnung. Ich habe das offen benannt: ‘Du, da musst Du mir jetzt helfen‘. Das hat die Kolleg:innen sehr motiviert“.

📦 Wissen, wer das Unternehmen im Innersten zusammenhält. Weckerlein: „In der Coronakrise wurde deutlich, wer anpackt, wer mitdenkt, Ideen hat. Das waren nicht nur die Menschen in den Top-Positionen. Und dieser Zusammenhalt war einmalig“.

🙏 Ruhe bewahren, auch wenn alles schwankt. „Als im Lockdown die Banken angerufen haben wegen der Finanzierung: ‚Wie geht es bei Euch weiter?‘, konnte ich nur sagen: ‚Das ist eine exzellente Frage. Die Antwort weiß ich allerdings auch nicht‘. Manchmal blieb da nur Galgenhumor und Hoffnung: Wir werden einen Weg finden“. Gegenüber Mitarbeiter:innen Gelassenheit ausstrahlen, auch wenn er selbst gar nicht so sicher war. Hier hat beigetragen, dass Weckerlein vorher lange Personalleiter bei Wöhrl war: „Ich kenne viele im Unternehmen lange und gut. Ich wurde als Verkörperung von Verlässlichkeit in allen Turbulenzen wahrgenommen“.

👐 Präsent sein und sich zeigen. Mitbekommen, was Kund:innen und Mitarbeiter:innen bewegt. Weckerlein: „Am Samstag bin ich oft auf der Fläche, gebe Kund:innen Auskunft, schenke Prosecco aus oder räume mit auf“.

* Nicht ewig Bedenken wälzen, sondern anpacken und machen. Beeindruckend, wie WÖHRL während des ersten Corona-Lockdowns den Onlineshop hochfuhr: „Während Corona sind wir online gegangen, haben Besprechungs- zu Versandräumen umfunktioniert, haben Ware zwischen den Häusern hin- und her gefahren, Pakete gepackt – eine tolle Gemeinschaftsleistung!“ Kooperationen mit Zalando und anderen Online-Händlern haben Wöhrl während Corona schließlich sehr geholfen: „Die hatten die Kund:innen – wir hatten die Ware und die Lieferanten“.

💥😀 Ein Hashtag#Crashkurs in Hashtag#Krisenmanagement mit menschlichem Gesicht: Danke für einen tollen Abend!

Gemeinwohlökonomie

Die Zeit war zu knapp – Prof. Dr. Bernd Hümmers Input zur #Gemeinwohlökonomie beim EthikSalon von Zeit für Ethik löste eine intensive Diskussion aus. Das Ziel der GWÖ: Unternehmen und Organisationen richten sich neben ihrem Erfolg konsequent am Gemeinwohl aus. Sie tragen zu einer fairen Gesellschaft bei. Sie werden möglichst klimaneutral. Die GWÖ will eine […]

HealthApps als ethische Herausforderung und Chance

Jochen Klucken und Sijmen van Schagen diskutierten am 22. Juni 2021 beim EthikSalon zu „Datenschutz oder Datenspende“ mit über 30 Teilnehmer:innen die Chancen und Risiken von HealthApps, von Gesundheitstrackern und Apps auf Rezept. Neben vielen spannenden Infos zu den Möglichkeiten von App-gestützter Prävention und Therapie wurden drei Punkte besonders diskutiert:

1. Die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGas), also die medizinischen Apps, sollten eingebettet sein in einen Dialog von Mensch zu Mensch, in das Gespräch zwischen Patient und Ärztin oder Therapeuten. DatenApps sind eine hochwirksame Unterstützung, aber nicht das Substitut für diese Beratung.

2. Ethik soll – und kann! – bereits im Design der Apps ‚eingebaut‘ werden. Dynamischer Konsent ist ein Stichwort: Die Patientin wird regelmäßig gefragt, ob und welche Daten sie freigeben will. Dezentrales Design ist ein zweiter Ansatz: Nicht zentrale Datenerfassung in einer Cloud, die dann leckt oder unter der Hand weiterverwendet wird, sondern dezentrale Speicherung, etwa mit Blockchain-Technologie. „Privacy by design“ nennen es die Expert:innen.3. Schließlich braucht es Bildung: Menschen, Ärzt:innen, Patient:innen, IT-ler:innen verstehen mehr und mehr, wie Datenanalyse und KI funktionieren, sie diskutieren Risiken und Chancen der neuen Technologien, und bilden sich gemeinsam, um gut mit ihnen umzugehen. Nicht nur Regeln und Verbote sind notwendig – klar: ein guter rechtlicher Rahmen mit DSGVO etc. schafft Vertrauen! Sondern der Blick auf den Nutzen der Apps für Prävention und Therapie hilft, sie wach und vertrauensvoll einzusetzen und von ihnen zu profitieren.

Hier kann die Veranstaltung nachgeschaut werden: Datenspende & Datenschutz: ethische Überlegungen zur digitalen Gesundheitsversorgung – YouTube

Kurze Videos (Ausschnitte), die es auf den Punkt bringen:

Datenschutz und Datenspende – wie geht das zusammen in der digitalen Gesundheitsversorgung? – YouTube

Was versprechen die digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs) genau? – YouTube

Wie soll man in der Gesundheitsversorgung mit künstlicher Intelligenz umgehen? – YouTube

Wie kommt die Ethik in die App? – YouTube

(Schnitt: Sijmen van Schagen)

Andreas Grabenstein

Der EthikSalon ist ein Format der Initiative Zeit für Ethik. „Zeit für Ethik“ ist ein unternehmensethisches Netzwerk für die Metropolregion Nürnberg und darüber hinaus. Der Verein vernetzt Menschen und Unternehmen, um konstruktiv über die soziale und ökologische Verantwortung von Betrieben zu diskutieren. Ziel ist es, die ethische Haltung von Führungskräften und die Werteorientierung im Arbeitsalltag zu stärken. Um hierfür Anregungen zu geben, initiiert „Zeit für Ethik“ regelmäßig Gesprächs- und Diskussionsrunden wie den EthikSalon, den ErfA-Kreis Unternehmensethik und das WirtschaftsEthikForum).

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